1. Semester: Einführung in die Fotografie, Linol- und Holzschnitt, Basics 3D – Objekt/Material/Raum
2. Semester: Quickies – Die Lust zu Malen
3. Semester: De-Konstruktion
4. Semester: Dreams That Money Can Buy
Bildinformationen (wenn vorhanden) erscheinen beim Antippen der Bilder.
Einführung in die Fotografie
Das Seminar diente der technischen Einführung in das Fotografieren mit der Spiegelreflexkamera. Im Seminar wurden wöchentlich technische Aspekte und Gestaltungsmöglichkeiten der Fotografie vorgestellt,
die jeweils in Übungen von den Studierenden erprobt werden sollten. Angefangen mit dem Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit beschäftigten wir uns in diesem Seminar unter anderem auch mit Komposition und der Farbgestaltung von Fotografien. Im Folgenden
finden Sie die Übungen mit den jeweiligen genutzten Möglichkeiten und erzielten Effekten.
Belichtungszeit - Blende
Der Lichteinfall, der für die Belichtung eines Fotos verantwortlich ist, wird vorrangig über zwei Werte bestimmt und ausgeglichen.
Je länger die Belichtungszeit, desto mehr Licht fällt auf den Sensor.
Je weiter die Blende geöffnet ist, desto mehr Licht fällt auf den Sensor.
Um ausreichend aber nicht zu viel Licht einfallen zu lassen, entscheidet man (bzw. die Kamera) sich für ein Gleichgewicht zwischen Belichtungszeit und Blendenzahl.
Dieses Gleichgewicht zwischen beiden Werten sorgt für ein richtig belichtetes Foto. Kameras besitzen in der Regel Einstellungen, um entweder Blende oder Belichtungszeit anzugeben. Der andere Wert wird
dann automatisch bestimmt und angewendet. Je nachdem welchen Effekt man erzielen möchte stellt man vorher Blende oder Belichtungszeit ein.
Die Blendenzahl beschreibt das Verhältnis von Brennweite zum Durchmesser der Blendenöffnung (Blendenzahl = Brennweite/Durchmesser). Je größer der Durchmesser bzw. je weiter die Blende geöffnet ist, desto kleiner ist die Blendenzahl.
Die Blendenöffnung wirkt sich auf die Schärfe im Foto aus. Der Begriff Schärfentiefe (oder auch Tiefenschärfe) bezieht sich auf die Größe des Bereichs in einem Foto, der scharf dargestellt ist.
Je weiter die Blende geöffnet ist (bzw. je kleiner die Blendenzahl), desto kleiner ist der scharfe Bereich im Bild.
Die Einstellung der Belichtungszeit ist vor allem für das Fotografieren von Bewegungen interessant. Kurze Belichtungszeiten frieren Bewegungen ein, wohingegen lange Belichtungszeiten Bewegungen verwischen und dynamischer erscheinen lassen.
Teil A - Aufnahmetechnik
Einfluss der Belichtungszeit auf die Bewegungsdarstellung
Im Alter von 14 Jahren habe ich meine erste und bis heute funktionstüchtige Spiegelreflexkamera (Nikon D3200) geschenkt bekommen. Anfänglich war ich vor allem
von der „Sport“-Einstellung begeistert, mit der ich beispielsweise Sprünge von Tischtennisplatten oder auf der Pferderennbahn Bilder aufgenommen habe. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht klar,
dass dafür nur eine (sehr) kurze Belichtungszeit nötig ist. Obwohl ich mich auch später und insbesondere für meine Mappenprüfung
intensiver mit dem Medium Fotografie beschäftigt habe und mir das Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit schon bewusst war, stellte das Seminar eine
sinnvolle und für mich fundiertere Erklärung bereit. Die Wirkung, die unterschiedliche Brennweiten hervorrufen, war mir bis zur Einführung nicht klar. Somit hat mich das
Seminar auch rein technisch geschult. Letztlich war mir aber die Suche nach Motiven eine Lehre. Ich habe vor allem nach auffälligen und besonderen Orten
und Motiven gesucht. Mit der Aufgabe, Fotos von interessanten Strukturen oder mit der Betonung auf vertikalen Linien zu machen, wurde mir erstmals bewusst, dass interessante
Fotografien überall entstehen können. Kleinigkeiten können aus bestimmten Perspektiven spannende Bildwirkungen hervorrufen. Zudem haben die Beispielbilder des Dozenten
und von Mitstudierenden, die während des Seminars vorgestellt wurden, meinen Horizont erweitert und andere Herangehensweisen gezeigt. Der Blick für interessante Motive und Gestaltungsmöglichkeiten brauchen Übung und viele Versuche.
Zusammenfassend muss ich mir eingestehen, dass es für mich schwieriger war, interessante Fotografien anzufertigen, als ich anfangs gedacht habe. Die Einstellung,
die ich beim Fotografieren im Urlaub und von natürlich schönen Orten angenommen habe, musste ich über Bord werfen, um neue Kriterien als nur die Schönheit von Dingen zu finden. Ich versuche mit offenerem
Blick durch die Welt zu gehen und aufgeschlossen mit der Auswahl von Motiven umzugehen, bei denen ich anfänglich kein Potenzial sehe.
Linol- und Holzschnitt
Das Seminar bot sowohl technische Anteile als auch die Vorstellung kunsthistorischer Beispiele.
Linol- und Holzschnitt funktionieren nach dem technischen Prinzip des Hochdrucks. Von ebenen Platten werden Flächen abgetragen. Die überbleibenden Flächen
werden mit Linoldruckfarben (diese sind wasserlöslich und deckend) eingefärbt. Anschließend wird die Farbe von der Platte durch eine Druckwalze oder per Handdruck auf Papier übertragen.
Man spricht von Positiv Druck, wenn das Darzustellende stehenbleibt (man also den Hintergrund abträgt), und von Negativ Druck, wenn das Darzustellende eingeritzt wird.
Bei einer „verlorenen Platte“ druckt man mit einer Platte mehrere Male auf das gleiche Papier. Zwischen den Drucken nimmt man zunehmend Fläche
weg und verwendet verschiedene Farben, sodass man Flächen mit unterschiedlichen Farben erhält. Für ein deckendes Ergebnis bietet es sich an, von der hellsten Farbe zur dunkelsten
überzugehen (Bsp. Schädel). Zuerst nimmt man die Flächen weg, die weiß bleiben sollen, dann druckt man mit der nächsthelleren Farbe, in diesem Fall hellgrau. Dann werden die Teile abgetragen, die hellgrau werden
sollen usw. Für den letzten Druck lässt man die Flächen stehen, die schwarz werden sollen und druckt ein letztes Mal mit schwarzer Farbe.
Für die erfolgreiche Teilnahme am Seminar sollten wir einen Umfang an Arbeiten anfertigen, der dem Workload des Seminars entspricht und mindestens einen Positiv- und Negativdruck, sowie eine verlorene Platte umfasst.
Abgesehen von der ersten Seminarsitzung, bei der ich einmalig einen Holzschnitt ausprobiert habe, habe ich ausschließlich mit Linoleumplatten gearbeitet. Die Handhabung des Holzes
war meiner Meinung nach unkontrollierter, da die Fasern des Holzes gegen den Strich geschnitten Splitter entstehen ließen. Obwohl man dies auch als Gestaltungsmittel nutzen könnte, habe ich mich für Linolschnitt entschieden.
Während des abschließenden Gesprächs mit der Dozentin, bei dem ich meine Arbeiten gezeigt habe, kritisierte diese den Mangel eines roten Fadens bzw. eines Themas. Das kann ich nachvollziehen. Meine Ansätze waren
stark von realistischen Darstellungen bestimmt. Während des ersten Semesters konnte ich mich schwer davon lösen. So habe ich vor allem Skizzen in Tontrennung und dann auf die Platte übertragen. Experimentelle Verfahren
habe ich zu meinem späteren Bedauern kaum ausprobiert, obwohl die Inspirationen im Seminar nicht gefehlt haben. Auch wenn ich die Zeit rückblickend gerne etwas mutiger genutzt hätte, hatte ich doch Spaß
an der akribischen Handhabung der Linolplatten. Die Darstellung mit einem Druck dauert wesentlich länger als eine Zeichnung, die das Gleiche darstellt. Die verlangsamte Arbeit an einer Darstellung hatte
für mich aber auch einen meditativen Effekt. Andererseits kann man mit einer fertigen Platte unbegrenzt viele Drucke anfertigen.
Die Unregelmäßigkeiten, die auftreten, wenn nicht komplett deckend gedruckt wird, und die Schlieren, die sich auch beim Abziehen der Linolplatten vom Papier ergeben, sorgen für einzigartige Drucke
und interessante Strukturen. Bei mehrfachem Drucken haben mir meist die Drucke am besten gefallen, die das Drucken erkennbar machten.
Da ich vor diesem Seminar schonmal einen Linoldruck gemacht habe, war mir das Verfahren nicht ganz neu. Ich war mir auch der Gefahr bewusst, die von den scharfen Linolschnittwerkzeugen ausgeht, ließ es mir aber
nicht nehmen, mir im Laufe des Seminars wiederholt in die Finger zu schneiden (und damit war ich nicht die Einzige). Trotz Einweisung kamen für mich Momente, in denen ich unkonzentriert oder übermotiviert eine falsche Bewegung gemacht habe. Die Verletzungsgefahr sehe ich auch für die
Anwendung im Schulunterricht problematisch. Gerade die Behandlung kühler Platten (härter) oder stumpfer Werkzeuge erfordern viel Kraft, die falsch ausgerichtet schnell schwere Verletzungen
hervorrufen können. Ich selbst habe mich vor allem dann verletzt, wenn ich die Platte mit meiner nicht-schneidenden Hand fixieren wollte, um mit der schneidenden Hand mehr Kraft
ausüben zu können. Da man die Platte gegenüber und entgegen der Schnittrichtung drückt, trifft man sich beim Ausrutschen selbst. Vorbeugend kann man sich eine Holzplatte mit einer Ecke basteln, in die
man die Platte anlegen kann und seine Hand als Fixierung nicht braucht. Außerdem fällt die Behandlung viel leichter, wenn die Linolplatten wärmer sind. Dafür kann man sich im Sommer beispielsweise draußen in die Sonne setzen.
„Die große Welle von Kanagawa“, ein japanischer Farbholzschnitt von Katsushika Hokusai, ist einer der bekanntesten Drucke der Welt. Er ist Teil
der Druckreihe „36 Ansichten des Berges Fuji“, die Hokusai in den 1830er Jahren anfertigte. Wie bei anderen Arbeiten der Reihe, ist der Berg Fuji lediglich im
Hintergrund zu sehen, wohingegen der Bildvordergrund von einer gewaltigen Welle dominiert wird. Schon zur Zeit der Entstehung der Serie, waren Drucke, die den höchsten
Berg Japans zeigten, beliebte Souvenirs für Touristen. Heute ist der Druck als dekoratives Motiv populär.
Die originalen Drucke befinden sich in unterschiedlichen Museen, die auf der ganze Welt verteilt sind.
Ernst Ludwig Kirchner war ein expressionistischer Maler und Grafiker und 1903 Gründungsmitglied der Künstlergruppe „die Brücke“. Die Künstler
des Expressionismus wehrten sich gegen die klassische Formensprache der Akademiekunst und entdeckten den Holzschnitt als geeignetes Medium, mit dem
sie ihre ausdrucksstarken und emotionsgeladenen Werke gestalten konnten. Sie wollten die harten Seiten des Lebens, vor allem vor und während des ersten
Weltkrieges darstellen. Der Holzschnitt gab ihnen die Möglichkeit zu experimentieren. Die Unebenheiten, die die Arbeit mit bestimmtem Holz
nach sich zieht, nutzten sie bewusst, um ihre markanten Formen und Farben zu unterstützen.
Uta Zaumseil nutzt das Prinzip der verlorenen Platte, um farbenreiche Drucke und Collagen zu erstellen, und mit der alten
Technik des Farbholzschnittes neue Formen zu finden. Die Motive und Farbigkeit ihrer Arbeiten wirken harmonisch, sie thematisiert
aber auch politische Themen wie die Flüchtlingkrise oder die zunehmende Überwachung durch digitale Medien. Bei einer verlorenen
Platte muss man zu Anfang festlegen, wie viele Drucke man machen möchte (im Gegensatz zum Farbdruck, bei dem man für jede Farbe
eine Platte nutzt). Zaumseil konzentriert sich bei ihren Schnitten auf wenige Drucke, und sieht den Reiz in der Einzigartigkeit ihrer Werke.
Das Seminar führte die Studierenden in das dreidimensionale Gestalten mit unterschiedlichen Materialien ein. Es war eine Dreiteilung in die Materialien Papier, Plastik und Gips gedacht, aus
Zeitmangel konnten wir uns jedoch nur mit Papier und Plastik beschäftigen.
Darüber hinaus wurde viel Wert darauf gelegt, dass wir uns eigenständig mit künstlerischen Positionen beschäftigen und diese im Seminar gemeinsam besprechen.
Obwohl die Seminarsitzungen nur 1,5 Stunden lang waren, konnten wir auch nach Ende oder unabhängig von den Seminarzeiten im Werkraum arbeiten. Daher konnten wir bei umfangreicheren Vorhaben auch über die regulären 1,5 Stunden arbeiten.
Papier
Zur Gestaltung mit Papier wurde uns die Möglichkeit demonstriert, mit Hasendraht eine Form zu schaffen und diese mit Papierschnipseln, getränkt in Tapetenkleister, zu bedecken. Für diese Vorgehensweise habe ich mich entschieden.
Inspiriert vom klassischen Faltenwurf wollte ich ein Gebilde aus Hasendraht und Papier erstellen, das wie eine Tasche aussieht. Anfänglich hatte ich noch die Idee, die Tasche im Nachhinein mit Pappmaché
einzudecken, um eine samtig aussehende Oberfläche zu erlangen, die wie der Faltenwurf im Kontrast zur Unbeweglichkeit des Objektes steht. Da ich jedoch Probleme mit dem Halt des Pappmachés hatte, habe ich mich kurzfristig dagegen entschieden.
Skizzen vorher
Paper Bag – 2018 – Hasendraht, Papier, Tapetenkleister, Acryl – 16,5 x 34,5 x 35 cm
Skizzen nachher
Plastik
Im zweiten Abschnitt des Seminars haben wir Thermoplaste kennengelernt, die in heißem Wasser verformbar gemacht werden und beim Abkühlen ihre Form behalten. Die einfache Handhabung
dieses Materials hat mich verblüfft, da ich zuvor weder damit gearbeitet noch davon gehört habe.
Gerade für die Schule denke ich könnte der Umgang mit Thermoplasten das klassische Arbeiten mit Ton ergänzen (wenn man den Schülern den Umgang mit heißem Wasser zutraut).
Tüte – 2018 – thermoplastischer Kunststoff – 5 x 8,5 x 14,5 cm
Skizzen
Haufen – 2018 – Modelliermasse, Acryl – 5 x 12 x 11 cm
Woods – 2018 – Holz, Linoleum auf Pappe – 18 x 25 x 18 cm
Hard Disk Drive – 2019 – Datenträger, Draht – 17 x 22 x 16 cm
Das Aussehen unterschiedlicher Computer Hardware wie beispielsweise von Festplatten inspirierte mich dazu, ein Gebilde daraus zu konstruieren. In einem Gehäuse bleibt
das Innere einer Festplatte dem Auge in der Regel verborgen, obwohl sie in unserer von Technologie bestimmten Welt eine wichtige Rolle übernimmt. Die Tatsache, dass Handy und Computer
Schrott an anderen Orten dieser Welt unter schlimmen Arbeitsbedingungen auseinandergebaut und verwertet wird, ist nur eine der negativen Folgen unserer digitalen Zeit.
Drahtbeißer – 2019 – Gebissabdruck, Scharnier, Draht – 22,5 x 15 x 17 cm
Reflexion
Da ich bis auf wenige Ausnahmen im Kunstunterricht kaum Erfahrungen mit dem dreidimensionalen Gestalten gemacht habe, war ich froh, eine allgemeine Einführung bekommen zu können.
Die Tatsache, dass die Studierenden alle an einem Tisch gearbeitet haben, hat den Austausch untereinander begünstigt. Das gemeinsame Werken und lockere Austauschen unter den Studierenden hat mich daran erinnert, wieso ich mich für das Lehramt Kunst entschieden habe. Später würde ich gerne die
angenehme Arbeitsatmosphäre und Freiheit im Unterricht bereitstellen, die ich im Studium erlebt und geschätzt habe. (Im Gegensatz zu sehr strengem und unentspanntem Unterricht, den ich teilweise aus meiner
Schulzeit kenne) Ich denke, dass eine offene und ermutigende Stimmung eine Grundvoraussetzung für kreatives Schaffen ist.
Der Umgang mit thermoplastischem Kunststoff hat mich durch seine Einfachheit begeistert. Solange man sauber mit dem Material hantiert, kann man es immer wieder weich machen und
neu gestalten. Darüber hinaus hat mich die Optik des gehärteten Materials an Wachs erinnert. Die Widerstandsfähigkeit macht es jedoch zu einem zum Arbeiten vorteilhafterem Material.
Allgemein hat mir die ausgeweitete Arbeit mit Händen und Material gefallen. Das Arbeiten im dreidimensionalen Raum gibt mehr Spielraum für Gestaltung, es gibt dementsprechend aber auch mehr Aspekte, die man abwägen muss.
Während Duchamp zu Anfang des 20. Jahrhundert noch impressionistische Bilder malt, wendet er sich schnell der zu der Zeit aktuellen Stilrichtung des
Kubismus zu („Akt, eine Treppe hinabsteigend, Nr. 2“ 1912). Mit der Einstellung, als Maler könne er nicht viel erreichen, schuf er bereits 1913 sein erstes Readymade „Fahrrad-Rad“, das heute im MoMA in New York ausgestellt wird.
Duchamp stellte Zeit seines Lebens den Kunstbegriff und die Rolle des Künstlers in Frage. Mit seinen Readymades, die erstmals
in den 1910er Jahren entstanden, machte er vorgefundene Gegenstände zu Kunstwerken und wollte die Vorstellung des fähigen Künstlers abschaffen. Er ging
dabei von der Idee aus, dass der reine Akt der Auswahl von vorgefundenen Gegenständen Kunst ist. Er erhob Konsumgüter zu Kunstwerken, indem er sie
in neue Kontexte setzte. Damit hinterfragte er, was ein Werk zu einem Kunstwerk macht.
Die Idee steht bei Duchamps Readymades im Mittelpunkt, damit ebnet er den Weg für die spätere Konzeptkunst (Kunstrichtung, die die Idee eines Kunstwerks vor der Umsetzung favorisiert).
Yayoi Kusama ist eine japanische Künstlerin, die vor allem mit ihren Punkten, die sie auf Bilder, Skulpturen und Menschen malt, berühmt geworden ist. Die Punkte (Polka Dots) begleiten Kusama
schon ihr ganzes Leben lang, sie berichtet von Halluzinationen, bei denen sie ihre Umgebung von Mustern bedeckt wahrnimmt. Seit über 40 Jahren lebt und arbeitet sie in einer
Nervenheilanstalt. Mit ihren Werken teilt sie weiterhin ihre Wahrnehmung mit der Welt.
Sie bedeckt ganze Räume mit ihren Punkten, schafft Spiegelräume, die unendliche Musterwiederholungen ergeben. Sie kreiert Punkte in jeder vorstellbaren Form und erzeugt farbenfrohe und einzigartige Raumwirkungen.
Kusama ist eine der bedeutendsten KünstlerInnen unserer Zeit und erreicht es, die Betrachter ihrer Werke in den Bann zu ziehen.
Claes Oldenburg ist einer der bedeutendsten Vertreter der amerikanischen Pop Art. Bekanntheit erlangte er mit seinen Soft Sculptures und riesigen Skulpturen von Alltagsgegenständen im öffentlichen Raum.
Mit seinen Soft Sculptures nimmt er den dargestellten Objekten ihre Stabilität und lässt sie flexibel und wie aufblasbar erscheinen. Sie erinnern an Sitzkissen und scheinen verformbar. Darstellungen von
eigentlich harten Gegenständen werden durch die weiche Optik und Beschaffenheit stark verfremdet.
Mit seinen gigantischen Skulpturen entfremdet er seine Darstellungen, indem er sie in der Größe von Monumenten wirken lässt. Es reizt ihn, Kunst für den öffentlichen Raum und nicht für Museen
zu machen. 2001 wird „Dropped Cone“ auf ein Einkaufszentrum am Neumarkt in Köln gesetzt. Es stellt eine auf die Ecke eines Hauses gefallene Eiswaffel dar, deren Form an die Spitze einer Kirche erinnert.
Im Mittelpunkt dieses Seminars stand der ungehemmte und experimentelle Umgang mit Acryl-Farben. Zu Beginn wurde uns das Mischen von
Pigmenten zu Acryl-Farben vorgestellt. Dadurch wurde mir klar, wieso Acryl-Farben nach dem Trocknen dunkler sind. Der Acrylbinder, den man den Pigmenten zugibt ist weiß, wird wenn er trocknet aber transparent.
Die Dozentin regte uns an, intuitiver und vor allem schneller zu malen und uns nicht in Perfektion zu verlieren. Zeitlich begrenzte Kohleskizzen am
Anfang der Sitzungen dienten der Aufwärmung. Anschließend sollten wir in ca. 2 Stunden auf Graupappen mindestens ein Bild mit Acryl-Farben fertigen. In 3 von 6 Sitzungen war zur
Inspiration bzw. als Ausgangspunkt ein wildes und buntes Stillleben im Raum aufgebaut. In den anderen drei Sitzungen malten wir Akte.
Anfänglich hatte ich merklich Schwierigkeiten in kurzer Zeit ein Acryl-Bild in großem Format zu malen. Ich habe mich zu sehr mit Kleinigkeiten aufgehalten. Ich musste den Mut
erstmal aufbringen, mich von der Vorlage abzulösen, die mir etwas Sicherheit gegeben hat. Ich konnte mich daran orientieren und keine allzu großen Wagnisse eingehen. Nachdem ich in
der zweiten Sitzung ‚Stillleben VOLL‘ gemalt habe, wurde mir im Plenum von der Dozentin geraten, mehr Schwerpunkte in meinem Bild
zu legen. Daraufhin malte ich zuhause ‚Stillleben VOLL 2‘, welches zwar weniger chaotisch, mir aber auch zu glatt erscheint. In der letzten Sitzung zum Thema Stillleben habe
ich mir vorgenommen mich vom Vorbild zu lösen. Das aufgebaute Konstrukt in der Mitte diente mir nur noch als Inspiration. Damit nahm ich mir selbst den Druck
etwas realistisch abzubilden. Ich konzentrierte mich nur auf die Farben und groben Formen und setzte diese zusammen, wie es mir passend erschien. Ich habe mich nur
noch mit meinem Bild beschäftigt und wollte, dass es möglichst lebendig aussieht. Im Nachhinein denke ich, dass die Überforderung durch den riesigen Haufen in der Mitte
des Raumes erzwungen hat, dass man sich anders damit auseinandersetzt und Wege der Darstellung nutzt, die nicht realistisch sind. Ich benutzte Spachtel und spritzte teilweise
mit dem Pinsel die Farbe auf die Pappe und nahm hauptsächlich die wilden Strukturen auf. Zu dem Zeitpunkt im Seminar war ich schon um einiges entspannter und lockerer beim Malen geworden.
Anschließend beschäftigten wir uns mit Aktmalerei, die mich wieder dazu brachte, realistisch malen zu wollen. Zuvor hatte ich Akte als hervorragende Möglichkeit gesehen, um das
Zeichnen von Proportionen zu üben. Winkel und Größen müssen verglichen und abgeschätzt werden, und wenn etwas nicht passt, dann sieht man das in der Regel am Ende deutlich. Was ich für
diesen Teil des Seminars beibehalten habe, war die Nutzung des Spachtels. Ich habe mir dadurch erhofft, den Drang zu unterdrücken, detailreicher zu arbeiten. Obwohl ich
mich bei ‚Akt sitzend‘ und ‚männlicher Akt sitzend‘ meiner Meinung nach wieder etwas im Detail verloren habe, gefällt mir doch die Wirkung der
gespachtelten Acryl-Farbe. Für ‚Schreck‘, ‚wartend‘ und ‚greller Akt‘ habe ich die Farbe aus der Tube auf die Pappe aufgetragen und teilweise mit Händen verschmiert. Zwar braucht man
dafür tendenziell mehr Farbe als mit Pinsel und Spachtel, dafür macht es großen Spaß und vermittelt ein Gefühl von Freiheit, das auch in die Bilder übergeht (das bilde ich mir zumindest ein). ‚Splash‘ gefällt mir von all meinen Aktmalereien am besten. Bei diesem Bild ist es mir wie bei
keinem vorher gelungen zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören. Die freien Stellen lassen das Bild und den Körper leichter wirken.
Im Großen und Ganzen habe ich in diesem Seminar die größte Entwicklung meiner Vorgehensweise bemerkt. Ich konzentrierte mich immer weniger darauf, detailgetreu abzubilden, und immer
mehr darauf, interessante und experimentelle Gestaltungsmöglichkeiten zu finden. Außerdem hat mir der instinktive Umgang mit Farbe eine Freude an der Malerei vermittelt, die ich so vorher nicht kannte.
„Les Demoiselles d’Avignon“ ist eines der bedeutendsten Werke des spanischen Malers Pablo Picasso. Es entstand im Jahre 1907 und wurde 1916 erstmals
öffentlich ausgestellt. Das Gemälde löste große Empörung aus und markiert den Beginn des Kubismus. Die dargestellten Frauen zeichnen sich durch
eine Mehransichtigkeit aus, die charakteristisch für die Stilrichtung des Kubismus ist.
Ein Werk einer späteren Schaffensphase Picassos ist „Liegender Akt mit Vogel“ aus dem Jahr 1968, bei dem wie beim Kubismus üblich
gleichzeitig Vorder-, Rück- und Seitenansicht dargestellt ist. Unterschiedliche Formensprachen, derer sich Picasso in früheren Phasen bedient, werden in diesem Werk vereint.
„Liegender Akt mit Vogel“ befindet sich im Ludwig Museum in der drittgrößten Picasso-Sammlung weltweit.
Francis Bacon war ein britischer gegenständlicher Maler, der sich vor allem durch seine verformt und entstellten Körperdarstellungen auszeichnete. Margaret Thatcher
nannte ihn „den Mann, der diese fürchterlichen Bilder malt“. Sein Leben war von den Weltkriegen und Leid geprägt, seine Arbeiten vermitteln körperliche Qual. Die Kreaturen
reißen den Mund weit auf und krümmen sich. Schreie und ihr Bezug zu unterschiedlichen Gefühlen wie Wut, Schmerz und Lust zeigen Mehrdeutigkeiten, die zu einem beklemmenden
Eindruck beitragen. Trotz der verstörenden Szenen, die er in seinen Serien vertieft behandelt und durchexerziert, geht von seinen Werken ein faszinierender Bann aus, der seinen Reiz aus Ekel bezieht.
Gerhard Richter ist ein deutscher Maler, Bildhauer und Fotograf, der in Köln arbeitet und lebt. Er ist vor allem für seine Rakeltechnik und die Unschärfe seiner
fotorealistischen Gemälde, die er durch das Verwischen noch feuchter Farbe erreicht, bekannt. „Ema – Akt auf einer Treppe“ entstand 1966 und wird im
Museum Ludwig ausgestellt. Das wahrscheinlich bekannteste Bild Richters hat bereits einen Messerangriff überlebt und wird seither mit Panzerglas geschützt. Der Eindruck
eines Schleiers, der durch die Verwischung der Farbe entsteht, lässt Ema wie eine Erscheinung aus einem Traum wirken.
Siehe auch: Theorie - Gerhard Richters Landschaftsmalerei
Ausgangspunkt dieses Seminars sollte ein Zerstörungsprozess sein. Angeregt von der Idee, dass Unfälle manchmal überraschendes Potenzial
hervorbringen, wurden wir aufgefordert, Werke zu schaffen, die mit Dekonstruktion in jeder möglichen Form zu tun haben. Das Seminar bot keinen
theoretischen Anteil. Die Dozentin wollte zudem nicht, dass wir uns einen Eindruck von ihren Arbeiten machen, damit wir unvoreingenommen und selbstständig Ansätze finden.
Studierende, die im Bekanntenkreis die Möglichkeit hatten in einer Werkstatt zu arbeiten, konnten dies tun und waren nicht verpflichtet zum Seminar zu erscheinen. Die Dozentin wollte
uns unbeschränkte Freiheit einräumen. Bis auf die Tatsache, dass unser Endprodukt irgendetwas mit Dekonstruktion zu tun haben sollten, gab es keine Vorgaben.
Als Möglichkeiten wurde uns unter anderem ein Heizföhn zur Verfügung gestellt, mit dem ich im Laufe des Seminars vermehrt gearbeitet habe.
Versuche
Straws – 2019 – Strohhalme, Draht – 22 x 28 x 14 cm
Net – 2019 – Strohhalme, Acryl, Schmelzklebstoff – 23,5 x 22 x 21 cm
Leinwand 1 – 2019 – Strohhalme auf Leinwand – 30 x 30 x 3 cm
Leinwand 2 – 2019 – Strohhalme auf Leinwand – 30 x 30 x 4 cm
Paket – 2019 – Kartonage, Strohhalme, Wachs – 19,5 x 39 x 32 cm
Drahtfuß – 2019 – Sportschuh, Draht – 7,5 x 9,5 x 28,5 cm
Gemeinsam haben wir außerdem eine Exkursion zum Recyclinghof MK Metallverwertung Köln AG in gemacht, wo wir eine kurze Führung über den Hof
verfolgt haben. Wir hatten die Möglichkeit, Metallreste oder andere Dinge dort für unsere Arbeiten zu kaufen. Darüber hinaus ist es mit telefonischer
Anmeldung in der Regel auch sonst möglich, mittags in der Pause vorbeizukommen (während der Pause damit keine Fahrzeuge auf dem Hof herumfahren).
Reflexion
Da mir vorher nicht klar war, dass neue Metallreste (Schnittreste) auf einem solchen Hof verfügbar sind, denke ich, dass es auch im
Hinblick auf den Kunstunterricht interessant sein könnte, ähnliche Materialien für Schüler zu besorgen. Diesen Ort werde ich dafür im Hinterkopf behalten.
Zum Abschluss des Seminars haben wir alle unsere Werke im Plenum vorgestellt. Die Ergebnisse der Studierenden unterschieden sich stark.
Die Art und Weise wie die Dozentin einen freien Arbeitsraum geschaffen hat und gleichzeitig ermutigend, neugierig und unterstützend war, hat mich
beeindruckt. Ich denke, dass diese Atmosphäre auch dazu beigetragen hat, dass so verschiedene und spannende Arbeiten entstanden sind. Auf der Suche nach interessanten Strukturen habe ich Strohhalme verschmolzen und mit Wachs eingedeckt.
Weltweite Bekanntheit erreichte Niki de Saint Phalle mit ihren voluminösen farbenfrohen Frauenplastiken, den Nanas, die sie ab 1964
fertigte. 1979 begonn sie die Gestaltung des Tarot- Gartens in der Toskana, der 19 Jahre später für die Öffentlichkeit öffnete. Unter anderem beherbergt der
Garten die „Herrscherin“, eine fast 30 Meter hohe durch die Vagina betretbare Frauenfigur. Mit ihren Nanas setzte De Saint Phalle sich mit der Rolle
der Frau auseinander, sie sind Symbole für Fruchtbarkeit und weibliches Selbstbewusstsein.
Vor ihren fröhlichen Nanas führte Niki de Saint Phalle Anfang der 60er Jahre 12 Schießaktionen durch, bei denen Besucher und die Künstlerin auf weiße
Gipsreliefs schossen. In die Reliefs waren mit Farbe gefüllte Blasen eingearbeitet. Daraus entstanden die sogenannten Schießbilder. Ihre öffentlichen Aktionen
zeigten Gewalt und Zerstörung, die in einer Art Wiederauferstehung mündigen. Der aggressive und gewaltvolle Akt des Schießens tauchte die weißen Reliefs in Farbe.
Guillermo Galindo ist ein mexikanischer Klangkünstler und Komponist, der 2017 bei der documenta 14 in Kassel ausgestellt wurde. In seinem Werk
setzt er sich mit den Themen Flucht und Migration auseinander, die auch die documenta 14 bestimmten. Mit „Fluchtzieleuropahavarieschallkörper“ schaffte
er einen aus Schiffswrackteilen bestehenden Klangkörper, an dem im Laufe der Ausstellung Musik gespielt wurde. Im Kontext der Fluchtbewegungen über das
Mittelmeer im letzten Jahrzehnt, thematisiert Galindo die politischen und humanitären Herausforderungen unserer Zeit. Überbleibsel der Flüchtigen werden zu Symbolen des
tragischen Schicksals, das Menschen auf der Flucht widerfahren kann. Dieses Werk hatte wegen seiner bedrückenden Thematik und Direktheit eine sehr eindringliche Wirkung auf mich.
Dreams That Money Can Buy
Dieses Fotografie Seminar beschäftigte sich mit dem weit gefassten Thema der Konsumkritik.
Das Seminar war in drei Teile gegliedert: Beobachtung und Dokumentation; Inszenierung und Selbstinszenierung; Aneignung, Subversion, Reflexion. In den wegen
Corona über Zoom stattfinden Sitzungen stellte der Dozent anhand vieler Beispiele unterschiedliche künstlerische Handlungsoptionen der Fotografie vor. In drei über
das Semester verteilten Übungen sollten die Studierenden diese Möglichkeiten ausprobieren und gegebenenfalls weiterentwickeln. Die Übungen sollten thematisch den Teilen entsprechen.
Übung(1)
Übung(2)
Übung(3)
Seminararbeit
Reflexion
Bis auf drei Sitzungen, in denen wir die Übungen besprochen haben, haben wir insgesamt über 20 Künstlerpositionen theoretisch behandelt. Dieser Überfluss hat viele Inspirationen
geliefert und gezeigt, dass es unendlich viele Ansätze gibt, sich mit dem Thema der Konsumkritik auseinanderzusetzen. Andererseits fiel es mir bei der Umsetzung der
Übungen schwer, mich auf eine (oder wenige) Gestaltungsmöglichkeit(en) zu beschränken. (Die Übungen dienten hauptsächlich dazu auszuprobieren, aber letztlich habe ich
bei der Besprechung auch den Wunsch des Dozenten erkannt, dass wir uns intensiver mit einzelnen Gestaltungsmöglichkeiten beschäftigen und diese vertiefen) Die erste und
zweite Übung sind daher Kombinationen aus mehreren Ideen, die weitestgehend unabhängig voneinander sind. Der Dozent ermutigte mich aber auch, dass die Zusammenstellung eigentlich unabhängiger Bilder auch interessante Kontexte erzeugen kann.
Für die dritte Übung und die Seminararbeit habe ich mich thematisch dann selbst begrenzt und mit Photoshop versucht die Motive zu entfremden.
Allgemein habe ich während des Seminars meine dürftigen und auf Versuchen basierenden Photoshop Fähigkeiten weiterentwickelt. Die von mir am häufigsten genutzten Werkzeuge
sind die Tonwertkorrektur (Verstärkung oder Abschwächung des Kontrastes), die Sättigung (Verminderung: kühlere Bildwirkung, ggf Ästhetik aus Werbung) und die Farbbalance (zum Ausgleich oder Hervorrufen farbstichiger Fotos).
Obwohl ich mich sehr auf das Seminar gefreut habe, denke ich rückblickend, dass Fotografie ein Medium ist, das mir weniger liegt. Möglicherweise liegt das auch daran, dass man inhaltlich
sehr bedacht arbeiten muss, und sich das eigene Schaffen auf Inszenierung und technische Stellschrauben beschränkt. Die Aussage der Arbeiten war so zentral wie in keinem
anderen Seminar, daher fiel diese Schwäche auch wie in keinem anderen Seminar auf. Trotzdem möchte ich für mich nicht ausschließen in Zukunft aussagekräftige
Fotos zu gestalten. Daher hoffe ich, die unzähligen vorgestellten Möglichkeiten noch nutzen zu können.
Richard Prince ist Vertreter der Appropriation Art (Aneignung anderer Werke wird als Kunstform verstanden). Für seine bekannteste Serie „Untitled (Cowboy)“ (1980-1987) fotografiert
er in Zeitschriften Ausschnitte aus der Marlboro Werbekampagne. Die Werbung der Zigarettenmarke sollte ein Gefühl von Freiheit vermitteln, das mithilfe der reitenden Cowboys in
unberührter Natur geschaffen werden sollte. Prince vergrößerte diese Bilder, die anschließend für mehrere Millionen USD verkauft wurden.
Seine Arbeit „New Portraits“ (2014) besteht aus Bildern seines Instagram-Feeds.
Prince nimmt Bilder seiner medialen Umwelt, vergrößert diese und setzt sie in einen Kunstkontext.
Jenny Holzer ist eine US-amerikanische Konzept- und Installationskünstlerin. In ihren Werken setzt sie sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinander. Ihre Arbeiten
zeichnen sich durch die Nutzung von Text und dem öffentlichen Raum als Ausstellungsfläche aus. Ihre „Truisms“ (deutsch: Binsenweisheiten) entstehen ab Ende der 70er Jahre und werden
an einer Vielzahl unterschiedlicher Orte gezeigt (bspw. an Hauswänden, Plakatwänden). 1982 leuchteten ihre Texte als Teil des Projektes „Messages to the Public“ (1982-1990) am Times
Square. Die Werbetafel, die sonst ausschließlich Werbung zeigte, wurde infolge des Projekts 50-mal am Tag von der Künstlerin bespielt. Die Binsenweisheiten, die sich inhaltlich
stark von normalen Werbesprüchen unterscheiden, sich aber formal in die Werbesprüche echter Werbung einreihen, wirken in direkter Gegenüberstellung noch prägnanter.
Darüber hinaus arbeitet Holzer viel mit LED Leuchtbändern, die sie teilweise in raumgreifenden Installationen zusammenführt und auf denen ihre Texte entlanglaufen. Mit ihren „Truisms“ möchte sie zu Gedanken und Gesprächen anregen.
2014 startete Amalia Ulman ihr Kunstwerk “Excellences & Perfections” auf Instagram, bei dem sie sich auf Bildern auf ihrem Instagram-Account selbstinszenierte. Dabei spielte
sie die Rolle des Mädchens vom Land, dass sich ins Stadtleben stürzt. Der Account von Ulman unterschied sich nicht von Accounts anderer ‚Instagramer‘. Erst im Nachhinein, als Ulman
die Situation und Täuschung aufklärte, wurde ihre kritische Auseinandersetzung offenbart. Ihre „Follower“ waren von der Täuschung nicht begeistert.
Mit ihrer Arbeit zeigt sie, dass es möglich ist, eine andere Rolle vorzutäuschen und thematisiert die Inszenierung, die ganz alltäglich auf Instagram stattfindet.